Uber: Gerichtsakten offenbaren Einstellung
Einige Gerichtsakten im Fall Waymo gegen Uber wurden bekannt, was nicht unbedingt ein gutes Licht auf Uber wirft.
Im Frühjahr 2018 ging ein Prozess zu Ende, der Uber viel Geld kostete. Die Google-Schwester Waymo verklagte Uber wegen der Nutzung von Betriebsgeheimnissen eines Lidarsystems. Der mutmaßliche Dieb war Anthony Levandowski, der inzwischen wieder mit einer Firma in der Branche tätig ist. Dieses Lidarsystem wird derzeit von Waymo für die Vermarktung vorbereitet.
Nun wurden einige Gerichtsakten zu dem Prozess veröffentlicht, in denen klar wird, wie Uber sich die Zukunft der Technologie vorgestellt hatte. So ging der Fahrdienstvermittler davon aus, dass er schon in diesem Jahr 75.000 Autonome Autos auf der Straße haben würde. Bis zum Jahr 2022 wollte man Robotertaxidienste in 13 Städten betreiben. Diese Entwicklung ließ sich Uber 20 Millionen US-Dollar im Monat kosten.
Die Annahmen stammen aus dem Jahr 2016 und verdeutlichen eine ehrgeizige Vorstellung, deren Erreichen man rigoros einhalten wollte. Stand heute ist, dass Uber – auch ob des tödlichen Unfalls – noch nicht in die kommerzielle Bereitstellungsphase eingetreten ist. Dabei wäre, so die Aussage des ehemaligen Chefs von Uber Travis Kalanick, das Autonome Fahren “existenziell” für Uber. Im Jahr 2016 erwarb Uber auch das Startup Otto, was Levandowski kurz zuvor gegründet hatte.
Uber beauftragte für die Sammlung der Informationen einen Sachverständigen: Walter Bratic. Dieser sollte die Höhe des für Waymo entstandenen Schaden bezüglich des erwähnten Prozesses relativieren. Es standen 1,85 Milliarden US-Dollar im Raum und dem Bericht von Bratic nach, sollte der Schaden von Waymo auf 605.000 US-Dollar beziffert werden. Letztlich erhielt Waymo 245 Millionen in Form von Uber-Aktien, was 0,34 Prozent des Unternehmenswertes ausmachte.
Dieser Bractic-Bericht enthält aber noch mehr Informationen über das Autonome Fahrprojekt von Uber, das man als Project Rubicon bezeichnete. So sollte das Autonome Fahren für Uber ab diesem Jahr rentabel werden. Bis heute sollte dem Bericht nach Uber über 13.000 Autonome Taxis verfügen. Diese Schätzung wurde vier Monate später auf 75.000 Fahrzeuge erhöht.
Aus heutiger Sicht sind das stark übertriebene Annahmen, wobei man sich vermutlich – so die Einschätzung von Insidern – an den 13 Städten aufgehangen hat. Jedenfalls wollte man bis 2020 auf Fahrende verzichten. Diese Ziele, da war man sich offenbar sicher, würde mit dem Erwerb des Startups Otto und die Übernahmen von Levandowski erreicht werden können. Doch die Freude dauerte nur kurz. Schon im August 2016 wurde klar, dass es eine Fehlinvestition war und den Lidar hat man nie erhalten.
Aus dem Bratic-Bericht geht außerdem hervor, dass Uber 2016 noch 1.500 Personen im Bereich des Projects Rubicon angestellt hatte. 2017 waren es noch 660.
Nach Berechnungen von TechCrunch gab Uber für die Entwicklung über 900 Millionen US-Dollar aus. Das impliziert die 20 Millionen US-Dollar pro Monat und die Summe für den Erwerb von Otto (200 Millionen). Im Vergleich dazu hat Waymo von 2009 bis 2015 1,1 Milliarden US-Dollar aufgewendet. Waymo gab während des Prozesses an, dass Uber durch die Waymo-Daten einen Sprung um bis zu drei Jahren gemacht hätte.
Im letzten Quartal 2018 verkündete Uber einen Nettoverlust von 865 Millionen US-Dollar und das, ohne einen Gewinn gemacht zu haben. In diesem Jahr will das Unternehmen an die Börse.