Dieses Kapitel des Weißbuch der Villa Ladenburg von Berthold Färber mit dem Titel “Kommunikatiosnprobleme zwischen autonomen Fahrzeugen und menschlichen Fahrern” widmet sich vor allem der informellen Kommunikation.
Informelle Verständigungsformen im Verkehr sind allgegenwärtig, aber für Roboterautos unerklärlich. Das bekannteste Beispiel ist die am Zebrastreifen wartende Person, die die Straße gar nicht überqueren möchte, sondern das Auto vorbei winkt. Formell steht in der STVO in Paragraph 1, dass die Voraussetzung eine sichere Teilnahme ist und sich so zu verhalten, dass man niemand schädigt.
Die informelle Kommunikation hat zwei wichtige Funktionen: Sie fördern den Verkehrsfluss und kompensieren Fehler. Daher stellt sich der Autor folgende Fragen gestellt: Wenn Roboterautos und Menschen am Verkehr beteiligt sind, wie kann die Kommunikation identifiziert werden, wie reagieren Menschen auf Roboterautos – vor allem wenn diese noch neu sind – und welche Fähigkeiten muss das Auto aufweisen, um in einem gemischten Verkehr zu bestehen.
Dabei muss man die Informationen unterschiedlich interpretieren. Teils ändert sich das Verhalten im Alter oder das Verhalten verschiedener Fahrzeugtypen – es bedarf eines Schematas. Außerdem muss man das Verhalten vorwegnehmen. Also ohne einen Blinker zu setzen vor der Kreuzung abbremsen und die Fahrspur leicht ändern.
Die nonverabeln Signale lassen sich in drei Kategorien einteilen: Gesichtsausdruck und Augenkontakt, Gesten und Körperhaltung und die Art des Ausdrucks. Für den Verkehr sind nur die ersten zwei relevant.
Zum Augenkontakt, der vor allem Innerorts wegen Radfahrenden und zu Fußgehenden, relevant ist, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wird der Blickkontakt erwidert und man kann davon ausgehen, dass das Verhalten akzeptiert wird oder nicht. Doch dies geht nicht, wenn das Auto computergesteuert ist.
Gesten gibt es ebenfalls in verschiedener Variation. So beispielsweise das Nicken, das Zeichen zum Verlangsamen oder zum Anhalten des vorbeifahrenden Fahrzeugs. Oder man zeigt damit die Vorfahrt an.
Dabei gilt es den Kontext zu beachten, der die Bewegung erst korrekt darstellt. Eine Person auf einem Rad erhebt den Arm, dem Menschen ist klar, es kommt eine Abbiegesituation. Ein autonom agierendes Fahrzeug muss das Lernen, wie Google zeigte.
Weitere Probleme ergeben sich beispielsweise bei Polizei auf der Straße. Ein Roboterauto erkennt einen Menschen und hält an, aber die Polzei zeigt weiterfahren. Oder wenn es darum geht eine Rettungsgasse zu bilden.
Autonome Fahrzeuge müssen Gesten und Verhalten analysieren und in den Kontext einbinden können. Prinzipiell sind diese ja geregelt, aber eben im Kontext unterschiedlich. Darüberhinaus können Gesten in verschiedenen Kulturen unterschiedliche Bedeutungen haben. Hier gilt es eine Regel zu finden, Emotionen zu analysieren, die immer gleich sind. Aber Nicken bedeutet in Asien nein und hier bekanntlich ja. Oder das zum O geformten Zeigefinger und Daumen, bedeutet teils Okay, teils ist es ein Schimpfwort. Und in China oder anderen Regionen werden Verkehrsregeln eher als Empfehlung gesehen. Und auch die Gesetze sind unterschiedlich.
Ich denke, wenn autonome Fahrzeuge gekennzeichnet sind, stellen sich die Menschen darauf ein. Auch der Autor äußert sich so. Wenn man weiß, dass dort niemand den Blick erwidern kann, stellt man sich darauf ein.
Zudem werden bis zur Einführung des Autonomen Fahrens vermutlich so ziemlich alle Fahrzeuge vernetzt und mit Assistenzsystemen ausgestattet sein, sodass von einer minimale Kommunikation zwischen den Fahrzeugen auszugehen ist. Wenn man eine durchgestrichene Linie überfahren muss um einer Kollision auszuweichen, kann das im Gegenverkehr befindliche Auto durch die Kommunikation rechtzeitig abbremsen – eher als bei Blickkontakt oder menschlichem voraussehnden Denken. Das Beispiel wurde vom Autor angewandt und er verweist auch auf künftig mögliche Kommunikation zwischen Autos, in der Frost und Sullivan Studie.
Zudem verweist er auf ein Beispiel, in dem eine Rückmeldung vom Auto durch LEDs Animationen kommt. Ändert sich die Farbe von Rot auf Grün, so weiß der Mensch, dass das Auto ihn gesehen hat. Auch Smileys können eingesetzt werden. Doch davor muss das Auto alle Signale lernen und dazu kommt, dass Repertoire muss ständig aktualisiert werden. Denn die Sprache ist etwas Dynamisches und ändert sich mit jeder Generation.
Zusammenfassend sagt Färber die informelle Kommunikation ist nicht ein-eindeutig, bedarf der Rückmeldung und bei hohen Geschwindigkeiten ist die Zeit für das Erfassen zu knapp. Das gilt aber auch heute schon, vor allem mit der reflektierenden Sonne auf der Windschutzscheibe, kann man das Gesicht der Person am Steuer oftmals nicht erkennen – so meine Erfahrung.
Im Zweifelsfall, so schließt Färber, muss das Steuer an den Menschen übergeben werden. Doch wann erkennt das System, dass es die Situation nicht auflösen kann?