Scheuer und der Vernetzungsstandard
Der Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) stemmt sich gegen die EU in Sachen Vernetzungsstandard.
Die EU hat im April verkündet, dass der künftige Standard bei der Fahrzeugvernetzung WLAN (DSRC) sein wird. Damit ist die Vernetzung qua Mobilfunk (C-V2X) vom Tisch. Die Industrie ist in der Frage gespalten. Derart hat die EU die finale Entscheidung verschoben.
Einige Hersteller und Branchenbeteiligte, wie VW, sind erfreut über den Vernetzungsstandard WLAN (DSRC). Andere, dazu zählen vor allem BMW oder die Deutsche Telekom, wünschen sich die Vernetzung über den Mobilfunk. Der aus Bayern stammende Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat sich nun auch die Seite des bayrischen Herstellers BMW gestellt.
Dass Scheuer sich auf die Seite des Autokonzerns seiner Heimat stellt, passt auch zu der Tatsache, dass mehr Geld zum Straßenbau nach Bayern als an andere Bundesländer geflossen ist. Offiziell widerspräche die Entscheidung dem “Grundsatz der Technologieneutralität“, so das von Scheuer geführte Bundesverkehrsministerium.
In den USA ist der US-Präsident Trump ähnlich verfahren und hat DSRC als Pflicht für leichte Nutzfahrzeuge ebenfalls zurückgenommen. Dies wurde von der Industrie kritisiert und viele Investitionen der US-Kommunen sind damit umsonst gewesen. Es brach eine Unsicherheit aus und inzwischen überlegt die FCC sogar die dafür reservierten Frequenzen zurückzunehmen.
Scheuer will somit ein deutsches Veto bei der Fahrzeugvernetzung einlegen. Damit verzögert sich die Vernetzungsfrage weiter, die zur Reduktion der Verkehrstoten schnell eingeführt werden sollte. Denn die Vernetzung erlaubt eine Warnung vor Gefahren, vor Staus oder vor Unfällen.
Eine Studie aus Alabama stellte fest, dass es bei der Übertragungsqualität kaum Unterschiede zwischen den beiden Standards gibt und die Untersuchung von ABI Research kam zu dem Schluss, dass DSRC günstiger sei, da es sich dabei um eine bewährte Technologie handele.
Innerhalb der Konservativen in der Regierung ist die Frage nach dem Standard selbst ungeklärt. Nach Angaben des Handelsblattes steht der Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), sowie einige Fachleute im Verkehrsministerium auf der Seite des WLAN-Standards. Sie fürchten eine teure oder inkompatible Vernetzung der Fahrzeuge. Die Zulieferer haben längst Systeme entwickelt, die beides abdecken. Doch das ist mit Kosten verbunden. Außerdem braucht es eine kritische Menge an Fahrzeugen, um die Vernetzung wirksam werden zu lassen.
BMW, so die Quellen des Handelsblattes, will den Mobilfunk über eigene Server laufen lassen und damit Geld machen. Damit könnte auch ein Quasi-Monopol auf die Daten generiert werden, was die Ethik-Kommission explizit forderte, dass es zu verhindern gelte. Dass die Telekom auf den Mobilfunk setzt, liegt am Geschäftsmodell und war zu erwarten.
Das Hickhack geht wohl noch bis Mitte Juli weiter, dann muss eine Entscheidung kommen, damit die Hängepartie beendet wird.